Im Zentrum der Geschichte stehen Vanja, ihr Bruder Marko und ihre Freundin Kasandra aus der Roma-Siedlung. Sie wachsen im Belgrader Vorstadtbezirk Banovo brdo auf – umgeben von Armut, Gewalt und Perspektivlosigkeit. Die 90er-Jahre im zerfallenden Jugoslawien waren für viele Jugendliche eine Zeit, in der sich Street-Gangs, verwahrloste Straßenhunde und der Einbruch des Turbokapitalismus die Klinke in die Hand gaben.
Marković verwebt diese Realität zu einem wilden Genre-Mix aus Coming-of-Age, Krimi, Science-Fiction und bitterer Gesellschaftssatire. Eine halb funktionierende Zeitmaschine, ein verrückter Wissenschaftler und absurde Popkultur-Anspielungen treffen auf echte Erinnerungen an eine Generation, die zwischen Schuluniformen und Markenjeans erwachsen werden musste.
Migrantischer Cast mit starkem Bezug zur Geschichte
Für Regisseur Imre Lichtenberger Bozoki war vor allem eines klar: Die Inszenierung sollte mit einem explizit migrantischen Ensemble umgesetzt werden. Denn viele der Künstler*innen kennen die Mentalität und den historischen Kontext aus eigener Erfahrung.
„Barbi schreibt mit einer Leichtigkeit und bittersüßen Lässigkeit über diese dunkle Zeit“, erzählt Bozoki. „Uns war wichtig, dass diese Haltung auch im Cast sichtbar wird.“ Besonders freut er sich über die Besetzung von Simonida Selimović, Schauspielerin und Roma-Aktivistin, in der Rolle der Kasandra: „Damit erhöhen wir auch die Sichtbarkeit der Roma auf der Bühne.“
Auch Aleksandar Petrović – bekannt aus „Die Migrantigen“ – und Musikerin Jelena Popržan sind Teil des vielseitigen Ensembles. Letztere liefert auch Komposition und musikalische Leitung für die Produktion.
Persönliche Verbindungen zu einem dunklen Jahrzehnt
Für viele Beteiligte ist die „verschissene Zeit“ mehr als ein Setting – sie ist eine biografische Spur.
„Ich war in Wien immer Teil des ‚Jugo-Kontakts‘ – wir hörten dieselbe Musik, aßen Burek und Smoki. Wir waren nicht einfach nur die ‚Tschuschen‘. Wir hatten einander“, erzählt Simonida Selimović. „Es gab unter uns keinen Rassismus, keine Ausgrenzung.“
Musikerin Jelena Popržan wiederum erinnert sich an ihre Jugend in Zrenjanin, wo Turbofolk omnipräsent war – für sie ein Symbol nationalistischer Strömungen. „Wir hörten Rock und glaubten, damit Widerstand zu leisten“, sagt sie.
Auf der Bühne: Absurditäten, Nostalgie und schmerzhafte Wahrheit
Die Bühnenfassung schafft einen Spagat zwischen Humor und Härte. Denn so absurd manche Episoden wirken – die Traumata der 90er sind real. Marković und Laner setzen auf einen temporeichen Mix aus Live-Musik, Videoelementen und popkultureller Überzeichnung.
Termine & Infos
Premiere: 11. Dezember, 20:00 Uhr
Weitere Vorstellungen:
13. | 16. | 17.* | 18.** | 19. | 20. Dezember
8. | 9. | 10. Jänner, jeweils 20:00 Uhr
* Einführungsgespräch um 19:00
** Publikumsgespräch im Anschluss
Mit: Barča Baxant, Aleksandar Petrović, Simonida Selimović, Tamara Semzov, Daniel Wagner