Dieter Chmelar: Perlen aus dem Papierkorb dieser perfiden Pandemie

Beim Lachen, so erhob die Wissenschaft, werden etwa 300 Muskeln angespannt – wenn etwas nur halblustig ist, vermutlich immer noch 150, allein 17 im Gesicht. Das ersetzte über all die Wochen und Monate verlässlich den Gang ins Fitnesscenter. Auf dem Seismografen der Erheiterung spannt sich der Bogen, meiner jedenfalls, von der Satire bis zum Hoppala, von der Zote bis zum Zungenschnalzer und vom Sinnspruch bis zum Bauchfleck.

So perfide kann die Pandemie gar nicht sein, dass einem, ­sozusagen auf der Herrichter-Skala von Stufe 1 (Schmunzeln und Runzeln) über Stufe 5 (Glucksen und Gackern) bis Stufe 10 (Prusten mit Platzen) nicht zum gesündesten Muskel­training zumute wäre.

Notizbüchl ist eröffnet

Ich beginne mit der orf.tirol-Meldung „Corona-Party mit Drogen aufgelöst“, weil ich das zwar für kreativ, aber letztlich kontraproduktiv halte. Der FPÖ-Vorsitzende Norbert Hofer ging da medizinisch tiefer: „Es muss Menschen geben, die noch wissen, wie sich eine Blase anfühlt.“ Ich weiß es – sogar, wie man sie anfüllt. Ein Gebrabbel über die Bubble. Ebenso für den Hofer-Preis nominiert ist seine Forderung: „Ich will kurzfristig Langzeitfolgen sehen!“, wogegen die Grünen- Klubchefin Sigrid Maurer warnt: „Man darf Blümel nicht verfrüht vorverurteilen.“ Wie sagte doch der wunderbare altösterreichische Aphoristiker Roda Roda (1872–1945) so brandaktuell: „Politik ist die Kunst, unerfüllbare Versprechungen zu machen, und sich ihnen dann unter haltlosen, aber plausiblen ­Vorwänden zu entziehen.“

Nicht ganz meteoro-unlogisch ferner die Grundhaltung eines Outdoor-Gymnastikers, der am ersten halbwegs sonnigen Frühlingstag in „Wien heute“ überzeugend klarstellte: „Ich bin überhaupt ein Verfechter des guten Wetters.“

Was soll man sonst anderes tun in diesen Zeiten als Essen und Fernsehen? Apropos Essen – der „Kurier“ berichtete: „Der 24-Stunden Verkauf von Bauern sorgt für Ärger“, wodurch sich der Landwirte-Mangel offenbar zuspitzt. Entspannung verhießen da die „Oberösterreichischen Nachrichten“: „Bauern bleiben auf ihren Eiern sitzen.“

Sexuelle Belästigung

Von fragwürdigem Geschmack erwies sich die „Österreich“-Enthüllung: „Kirk Douglas soll Senta Berger zu Lebzeiten sexuell belästigt haben“. Nun, „danach“ gilt als besonders verwerflich, wenn nicht gar esoterisch, ist doch Douglas tot und Berger quicklebendig.

Apropos Fernsehen! Der neue Gesundheitsminister in den slicken Turnschuhen eröffnete seine erste Rede im Parlament mit den Worten: „Meine sehr verehrten Damen und Herren auf den Bildschirmen“ und erinnert an Franz Beckenbauer, der einmal den Zuschauerschwund an Fans im Wohnzimmer mit einem Vergleich zu seinen Glanz­zeiten beklagte: „Damals ist das halbe Land hinter dem Apparat gestanden.“ Und heute? Da schwärmen die Menschen in die freie gastronomische Wildbahn. Ein deutscher Student, ziemlich frisch in der Stadt, fragte einen Kellner, als es den Beruf noch in Form der Langarbeit gab: „Sagen Sie, wie bestellt man in Wien ein Schnitzel mit Tunke?“ Die Antwort vom Ober zum Unter: „Gor net.“