Gumpoldskirchen: Presshaus der Habsburger öffnet die Türen

n Gumpoldskirchen ist die einzige kaiserliche Weinpresse Österrreichs zu bewundern – wie Konrad Reisacher, Dagmar Händler und Ferdinand Köck (v.l.) wissen. © Reisinger

Die Herrscherdynastien Österreichs waren – insbesondere was den Weinbau betrifft. Heute wird das ehemalige herrschaftliche Weinpresshaus auch für Hochzeitsfeiern genutzt.

Schon die Römer wussten in der Antike die hervorragende Qualität des Gumpoldskirchner Rebensaftes sehr zu schätzen. Die Weinproduktion wurde im Laufe der Jahrhunderte zur Chorherrensache erklärt, wobei auch die Babenberger zwischen dem 12. und 13. Jahrhundert sehr aktiv waren, ab dem 15. Jahrhundert traten die Habsburger deren Nachfolge an.

: In Kriegszeiten wurden die Gumpoldskirchner Weine eingemauert. Einige Flaschen haben überlebt © Reisinger

Dem Habsburger und späteren Kaiser Karl VI. lag der Weinbau in Gumpoldskirchen besonders am Herzen. So ließ er 1698 im jetzigen Melkerhof eine Kellerei mit Presshaus und einer riesigen Weinpresse errichten, auf dem die herrschaftlichen Insignien, ein 100 kg schwerer Löwenkopf, Jahreszahl und das Wappen bis heute noch ersichtlich sind. „Mit dem über 10 Meter langen Pressbaum konnte man über 4 Tonnen Trauben pressen“, wie Kellermeister Konrad Reisacher über den wahrscheinlich größten Pressbaum Österreichs berichtet.

Der ehemalige kaiserliche Weinkeller dient nun als Spielzimmer für die kleinen Gäste. © Reisinger

Laut Überlieferung betrieb Karl den Weinbau höchstpersönlich und wohnte während der Ernte- und Produktionszeit auch in der Winzergemeinde. So soll dessen Schlafzimmer mit einem direkten Zugang zum Weinkeller ausgestattet gewesen sein, der übrigens heute noch vorhanden ist. Er ging seinem Hobby mit großer Leidenschaft nach, bis sein kaiserlicher Bruder Joseph I. 1711 verstarb. Nach seiner Krönung zum römisch-deutschen Kaiser übergab Karl VI.  das Weingut an die kaiserliche Verwaltung. Karls Tochter Maria Theresia veräußerte Weingut und Presshaus wegen hoher Kriegsschulden an die Benediktiner aus Melk, die 1970 Weinbau an die alteingesessene Winzerfamilie Aigner verpachteten.

Heiraten in des Kaisers Weinkeller

Das alte und ehemalige kaiserliche Presshaus mit seinen eindrucksvollen großen Holzfässern, verziert mit geschnitzten Ornamenten, wurde von „Hausherrin“ Margit Aigner zu neuem Leben erweckt. Da Gumpoldskirchen mittlerweile zu den meist frequentierten Trauungsgemeinden Niederösterreichs zählt, gilt das Presshaus als beliebte Hochzeitslocation, mit monatelanger Warteliste für Brautpaare und Hochzeitsgäste.

Das ehemalige Habsburger Presshaus wird von vielen Brautpaaren als Hochzeitslocation gebucht. © Reisinger

Besonders im Weinherbst erfreut sich das kaiserliche Presshaus  zunehmend auch bei den auswärtigen Gästen größter Beliebtheit. Rund um die schönste Zeit des Jahres lädt Gumpoldskirchen zu Traditionsveranstaltungen im Weinherbst ein – wie  dem traditionellen Gebirgsaufschießen beim Kirchenplatz am 14. und 15. September, welches den Weinherbst einleitet oder zum Tag der offenen Kellertür am 19. und 20. Oktober.

Die traditionelle Weintaufe findet übrigens jeden ersten Mittwoch im Dezember im besagten kaiserlichen Melkerkeller statt.

Weitere Veranstaltungen finden sich auf www.gumpoldskirchen.at