Die Handlung setzt 13 Jahre nach dem Tod Carmens ein. Don José, ihr Mörder, steht kurz vor der Hinrichtung – und plötzlich kehren die Figuren der Vergangenheit zurück. Carmen lebt weiter, in Gedanken, Träumen und in der Sehnsucht jener, die sie verloren haben.

Musik zwischen Bizet, Jazz und Western

Musikalisch lässt das Trio der Schöpfer keine Grenzen gelten: Bizets vertraute Melodien werden neu verwoben mit Jazz, Flamenco, Pop, Chanson und sogar Westernklängen. Diese ungewöhnliche Mischung sorgt für überraschende Brüche – aber auch für emotionale Tiefe. Der Abend klingt frisch, manchmal roh, dann wieder zart und verletzlich.

Starke Stimmen und starke Figuren

Katia Ledoux verkörpert eine Carmen, die weit entfernt ist vom Klischee der verführerischen Femme Fatale. Sie ist stolz, verletzlich und frei – selbst jenseits des Todes. Anton Zetterholm als Don José zeigt eindrucksvoll die Zerrissenheit eines Mannes zwischen Reue und Erinnerung. Julia Edtmeier überzeugt in einer Doppelrolle als Micaela und Dancairo, während Stefan Cerny als Torero Escamillo eine eindrucksvolle Wandlung vom Helden zum gebrochenen Mann durchlebt.

Viel Stoff zum Nachdenken

„Killing Carmen“ ist kein leicht verdauliches Repertoirestück – und will es auch nicht sein. Zwischen Rückblenden, emotionalen Ausbrüchen und musikalischen Experimenten verhandelt die Inszenierung große Themen: Freiheit, Schuld, Erinnerung und das Weiterleben nach dem Ende.

Manchmal wirken die vielen Ansätze etwas überladen, doch das Ensemble schafft es, immer wieder Momente von intensiver Schönheit und starker Symbolik zu erzeugen. Besonders die Szenen, in denen Vergangenheit und Gegenwart ineinanderfließen, bleiben im Gedächtnis.

KILLING CARMEN

©Jenni Koller