Meidling: Bricht jetzt der Markt für “Hüftgold” ein?

Mark Ruiz Hellín bangt um die Zukunft seiner Marktstände © Berger

Die wohl kleinste Konditorei Wiens steht vor großen Problemen. Seit 2017 bäckt und verkauft Mark Ruiz Hellín mit seinem Team an seinem Stand am Meidlinger Markt süße Köstlichkeiten vom Mohnkuchen bis zum legendären Bienenstich. Doch das könnte jetzt bald ein bitteres Ende haben!

Seit exakt 150 Jahren gibt es den Meidlinger Markt bereits. Aber dass es ihn noch gibt ist dem Engagement der Standler und Gastronomen zu verdanken, die den schon längst totgesagten Markt in den letzten Jahren zu einer neuen Blüte und zum heimlichen Zentrum des 12. Bezirks gemacht haben. Einer davon ist Mark Ruiz Hellín. Der einstige erfolgreiche Werber machte 2017 seine süße Leidenschaft zum Beruf und eröffnete hier seine Konditorei, der er augenzwinkernd den Namen “Hüftgold” gab. Bald darauf wurde diese durch das Kaffeehaus “Ignaz & Rosalia” erweitert, die gemeinsam heute das süße Herz des Marktes bilden und eigentlich nicht mehr wegzudenken sind – doch genau das könnte jetzt leider passieren.

Ein plötzlicher Hilferuf

“Stellt euch vor, ihr habt zwei Marktstände am Meidlinger Markt. Stellt euch vor, die vergangenen Jahre haben euch ins Strudeln gebracht – Coronahilfen, die nicht daherkamen (und teilweise bis heute nicht), rückgehende Umsätze bei höherer Kundenfrequenz, Teuerung – und müsst in Insolvenz bei laufendem Betrieb gehen”, so Mark Ruiz Hellín. Doch aufgeben ist seine Sache nicht. Seit Anfang des Jahres hat er sein Bestes gegeben, um die Insolvenz abzuwenden – und das schien bis vor kurzem gut genug. “Gemeinsam mit dem treuen Team und auch definitiv besten Kunden und Kundinnen, Partnern und Partnerinnen und auch allen Lieferantinnen und Lieferanten haben wir es fast geschafft unsere Unternehmen zu sanieren”, so Ruiz Hellín, um gleich darauf traurig zu ergänzen: “Aber eben nur fast.”

Gewinnt Geld gegen Genuss?

Anfang August schienen die Unternehmen gerettet. “Ein Sanierungsplan lag auf dem Tisch und wir haben positiv in die Zukunft gesehen”. Anders sieht das einer der Gläubiger, der das Bezirksblatt kontaktierte. “Die angebotene Quote war nicht der vorhandenen Vermögensmasse adäquat. Aus diesem Grund haben wir dieses abgelehnt. Darüberhinaus haben Mitbewerber aus der Gastronomie zufällig von der Insolvenz erfahren und ein Offert gelegt.”, so dessen Tenor.

Eine Hiobsbotschaft für Ruiz Hellín . “Dieser hat uns überboten.” Dieser offerierte dem Insolvenzverwalter den Kauf des Marktstandes. So hat Ruiz Hellín sein Angebot noch einmal nachgebessert. “Höher können wir jetzt aber nicht mehr gehen. Wir haben alles hineingeworfen, was wir überhaben. Alles weitere wäre nicht mehr seriös von uns”.

Nun hat der Investor Zeit, dieses Angebot seinerseits zu überbieten. Sollte er dies tun, sieht es düster aus – wenn da nicht die “Hüftgold”-Herzen der treuen Kunden wären, die hell strahlen und vielleicht noch das Herz der Investoren erweichen können.

Ein Herz für Hüftgold

Mit dem Ende der Traditionsstände am Meidlinger Markt wollen sich nicht nur die Standler selbst, sondern auch ihre Kunden einfach abfinden. So hat die langjährige treue Kundin Christine eine ganz besondere Aktion gestartet. Diese könnte unter dem Motto “Aufgegeben wird nur ein Brief” stehen – oder in diesem Fall jede Menge davon. Sie und viele Mitstreiter haben bereits Briefe an die Gläubiger und die Investoren geschrieben, in denen sie sich in rührenden Worten für einen Verbleib ihrer liebgewonnenen zweiten Wohnzimmer aussprechen. Wer sich an dieser Aktion beteiligen möchte, den bittet Mark Ruiz Hellín: “Kommt gerne vorbei und wir erzählen euch, wie ihr uns unterstützen könnt.” So liegen auch die Kontaktdaten der Adressaten in der Konditorei und dem Kaffeehaus auf.

Doch die Zeit drängt: “Bis zum 18. August hat der Investor Zeit, sein Angebot zu konkretisieren. Wir können leider nichts tun als diese Geschichte so bekannt wie möglich zu machen, damit der Finanzjongleur seine Pläne vielleicht noch einmal überdenkt.”

Warum es wert ist, diese Stände zu erhalten sieht man auch auf hüftgold.wien oder www.marktcafe.wien