Österreicher zeigten 2023 „stabilen Bierdurst“

Braubilanz 2023: Ausstoß an Bier war auf hohem Vor-Pandemie-Niveau. ©iStock by Getty Images

Der Gesamtausstoß an Bier belief sich im Vorjahr auf 9,98 Mio. Hektoliter und kommt damit an das hohe Vor-Corona-Niveau des Jahres 2019 heran. Die österreichischen Brauereien erzielten 2023 einen Umsatz von mehr als 1,4 Milliarden Euro, und die Steuern auf Bier bringen dem Staatshaushalt jährlich rund 700 Millionen Euro ein. Alles in allem eine erfreuliche Bilanz.

2023 war ein schwieriges Jahr, das von einer historisch hohen Inflation und einer Veränderung der Absatzmärkte sowie Konsumzurückhaltung geprägt war. „Unter Berücksichtigung dieser Aspekte können wir mit den Ergebnissen zufrieden sein“, betont Karl Schwarz, Obmann des Verbandes der Brauereien. Dennoch seien gewisse Entwicklungen bei den Konsumenten, unter anderem der bewusstere Umgang mit Alkohol sowie der demographisch-ethnische Wandel in der Gesellschaft „Realität, der sich die Brauer stellen müssen.“ Darüber hinaus sei die Kostenbelastung aufseiten der Brauereien nach wie vor hoch und könne nicht 1:1 an Handel und Gastronomie weitergegeben werden.

Jeden 2. Tag war für ein Wirtshaus „Sperrstund“

Teuerungsbedingt wird weniger konsumiert und unter den Wirtshäusern grassiert eine Schließungswelle.  Der Strukturwandel in der Gastronomie ist unübersehbar und bereitet der Bierbranche „Sorge und Kopfzerbrechen“. Vor allem jene Lokaltypen, die in der Vergangenheit hohe Bierabsätze verzeichneten, sind von den Krisen besonders betroffen. Laut Fachverband der Gastronomie sank die Anzahl an Lokalen mit „ausgewiesener Bierkompetenz“ zwischen 2013 und 2023 um über ein Viertel. Auf reine Bierlokale/Pubs umgelegt, ist das Bild noch dramatischer: hier ging die Anzahl an Lokalen um 34 Prozent zurück. In absoluten Zahlen sind das fast 2.000 Betriebe weniger als noch vor zehn Jahren. „Alleine im Vorjahr hat jeden zweiten Tag ein Gasthaus bzw. Bierlokal zugesperrt“, betont Schwarz. Wirtshäuser – und damit für Bierbrauer traditionell wichtige und große Abnehmer – werden weniger, während Ethno-Lokale und Systemgastronomie boomen. „Diese Betriebstypen setzen weniger auf Bierkompetenz oder schenken gar kein Bier aus“, weiß Schwarz zu berichten.

Gehobene Gastronomie und bieriges Know-how

Die gehobene Gastronomie zeigt bei weitem weniger Probleme, auch die Hotellerie ist durchwegs gut gebucht. „2023 hat sogar jeden dritten Tag ein neues Restaurant eröffnet“, so Karl Schwarz zu den erfreulichen Nachrichten. „Gehobene Lokale haben entsprechende Ansprüche. Uns muss es gelingen, sie als Bier-Botschafter zu gewinnen. Hier setzen wir mit einem Maßnahmen-Mix an.“ Daneben sorgt die Ausbildungsoffensive zum (Jung-)Biersommelier „für mehr Bierkompetenz und Beratungsleistung direkt am Gast.“ In Summe haben bisher rund 3.400 Österreicherinnen und Österreicher die Ausbildung absolviert.

Alkoholfreies Bier als Zukunftsmarkt

Eine der Entwicklungen, die man stark sehen wird können, ist der Siegeszug der alkoholfreien Biere, der aufgrund veränderter Konsumgewohnheiten in den letzten Jahren immer spürbarer wurde. Auch aufgrund der neuen Sortenvielfalt wird diesem Bereich großes Potenzial – sowohl innerhalb der bieraffinen Bevölkerung als auch außerhalb – attestiert. In Österreich wurden im Vorjahr für den Inlands-Verbrauch „nahezu 29 Millionen Liter AF-Bier eingebraut.“ Europaweit ist AF-Bier auf dem Vormarsch, der Anteil von alkoholfreiem Bier an der Bierproduktion in Europa wird auf ungefähr fünf Prozent geschätzt – jener in Österreich lag im Vorjahr bei drei Prozent.

Lager-/Märzenbier weiterhin am beliebtesten

Wie seit vielen Jahren führt „Lager-/Märzenbier“ das Ranking der beliebtesten Sorten innerhalb Österreichs an. So wurden 2023 5,9 Mio. Hektoliter Märzenbier getrunken, das entspricht einem Inlands-Marktanteil von 69 Prozent. Platz 2 belegt sonstiges Vollbier mit 1,1 Mio. Hektoliter und einem 13-prozentigen Marktanteil, gefolgt von Spezialbier (vier Prozent), Schankbier, Pils, Radler mit Alkohol sowie Alkoholfreiem Bier inkl. Radler mit jeweils drei Prozent Marktanteil. Bemerkenswert: Bockbier hat sich im Vorjahr nahezu verdoppelt (+93 Prozent von 19.000 auf 38.000 Hektoliter).

Absatzschwankungen im Laufe des Jahres

Verlief das erste Quartal 2023 im Inlandsausstoß mit einem einprozentigen Plus noch gut, trübte sich im Frühling die Konsumlaune durch die hohe Inflation erstmals merklich ein: Ein neunprozentiges Absatzminus war die Folge. Über den Sommer, der touristisch bereits nahezu an die Rekordzahlen aus 2019 heranreichte, erholte sich der Biermarkt (+/- Null zu 2022), im vierten Quartal war trotz gut gebuchter Gastronomie ein Minus von zwei Prozent zu verzeichnen.


 

Hans Steiner
Chefredakteur