Peter Rapp: Weil da Knochenmann winkt mit seiner Sens’n

Peter Rapp über… einen Lieblingssatz: „Auf den Zentralfriedhof gehe ich deshalb so gerne, weil ich dort mehr Freunde habe als am Küniglberg.“

Diese launige Bemerkung mache ich schon lange in meinen Moderationen und es steckt ja auch etwas Wahrheit darin. Immer wieder spaziere ich eine Runde an den Ehrengräbern vorbei. Vor gut drei Jahren habe ich eine Sendung für ORF 3 produziert, in deren Mittelpunkt die Gräber standen. Freunde wie Waltraut Haas, Ulli Bäer, Georg Markus (Kurier), Christl Prager, Michael Pat­rick Simoner, Ernst Molden, Niddl und Wolfgang Ambros haben mir geholfen. Die Sendung wurde schon mehrmals zu Allerhei­ligen wiederholt.

Der Traum

Seit der Ambros mit dem Ulli Bäer bei mir „Es lebe der Zentralfriedhof“ gesungen hat, träumte Florian Keusch, der sich bei der Bestattung Wien ums Marketing kümmert, davon, mit dem Wolfgang ein großes Konzert vor der Lueger-Kirche und der Gruft der Bundespräsidenten zu veranstalten. 9.000 Besucher kamen, um den „Wolferl“ mit „Wir 4“ (der Original-Austria-3-Band mit Ulli Bäer, Gary Lux, Harald Fendrich und Harry Stampfer) live zu erleben. Das Konzertformat „Nachklang“, das sich im Laufe der Jahre am „Zentral“ immer besser entwickelt hat, eignete sich optimal dafür. Dieter Chmelar und ich haben es ein paar Jahre moderiert. Karl Hohenlohe und Andreas Vitásek machten diesmal die Arbeit.

Es war mit Sicherheit ein ­sogenanntes „Once in a Lifetime“-Event. Wolfgang hat, was sein Knochengerüst betrifft, zuletzt höllische Ope­rationen überstanden. Mich beeindruckt, wie er sich immer wieder auf die Bühne kämpft. Es geht dabei sicher nicht um Geld. Es geht, vermute ich, um den Sinn seines Lebens und seinen Wunsch, weiterzu­machen. Mit seinen Liedern und dem Publikum, das ihn liebt, holt er sich noch etwas Freude in seine Existenz. Finde ich gut, denn es gibt nur einen Wolfgang Ambros. Und der ist immer authentisch geblieben.

Die Notbremse

Was der Erfolg aus Künstlern machen kann, wissen wir nicht nur aus Hollywood. Immer wieder halten sie dem Erfolgsdruck und den Anforderungen nicht stand und gleiten in Alkohol und Drogen ab. Manchmal erkennt einer rechtzeitig, dass etwas nicht stimmt und zieht die Notbremse. Vor kurzem hat sich der sympathische und liebenswerte Thomas Stipsits mit einer berührenden Video-Nachricht an seine Fans gewandt. Er sagte alle Auftrittstermine der nächsten Monate ab. Er hätte einfach keine Kraft mehr. Am Beginn wartete man unwillkürlich auf eine Pointe … Aber in seinen leeren Augen konnte man sehen, dass es bitter ernst war. Er hat hoffentlich rechtzeitig die Notbremse gezogen. Und gleichzeitig hoffe ich, dass der „Wolferl“ noch lange bleibt.

Lesen Sie im nächsten Heft wieder­ ­lustige ­„Seitenhiebe“ von Dieter Chmelar.