Der Neo-Bezirkschef und sein Blick in die Zukunft

(C) Stefan Burghart: Bezirksvorsteher Dietmar Baurecht ist seit einem halben Jahr im Amt.
(C) Stefan Burghart: Bezirksvorsteher Dietmar Baurecht ist seit einem halben Jahr im Amt.

Dietmar Baurecht ist seit 10. Oktober 2022 Bezirksvorsteher von Rudolfsheim-Fünfhaus. Er wirkt freundlich und entspannt nach sechs Monaten Amtszeit als Nummer eins des Bezirks. Der 49-Jährige hat sich gut eingelebt – und klare Vorstellungen, wie er im Gespräch beweist. Das Interview führte Hans Steiner.

Wiener Bezirksblatt: Wie schaut die erste Bilanz aus? War’s recht stressig?

Dietmar Baurecht: Schon, ich habe viele Leute kennengelernt, war viel unterwegs, hab soziale Einrichtungen und Schulen ebenso besucht wie die Polizei, Gastwirte und Unternehmen – und viel Zeit hab ich auch im Büro verbracht. Die Taktzahl ist sehr hoch. Im ersten halben Jahr waren es dann doch mehr als 100 Termine.

Beachtlich. Hat sich manchmal das Gefühl eingeschlichen, dass es jetzt reicht?

Nicht, wenn Gespräche und Aktionen zu konkreten Ergebnissen führen. Dann ist man motiviert, dann passt das schon. Aber es hat auch Situationen gegeben, wo ich zu mir strenger sein und eine gewisse Zeiteffizienz einfordern musste. Denn der Tag hat halt einmal nur 24 Stunden. Aber das sind ganz normale Entwicklungen.

In Bezug auf die gefällten Bäume im Auer-Welsbach-Park hat es schon erste, zum Teil sehr harte Kritik gegeben. Wie war das Gefühl dabei?

Es belastet schon ein bisschen, lässt einen nicht kalt. Aber das gehört zum Job – zumal es darum geht, die Fakten ins rechte Licht zu rücken. Im genannten Fall habe ich mich mehr über die fehlende Sachlichkeit geärgert, über zu viel Propaganda auf dem Rücken der Tatsachen. Denn viele der 19 Bäume waren nicht mehr sicher, auch abgestorbene Bäume waren darunter und mussten gefällt werden. Es wäre unverantwortlich gewesen, nicht auf die städtischen Experten zu hören und die Bürger einem Sicherheitsrisiko auszusetzen.

(C) BV 15: Dietmar Baurecht mit SP-Klubchefin Verena Schwaiger.

Also zeigt sich wieder: Der Ton macht die Musik …

Genau, Kritik ist in Ordnung, gehört dazu, wenn sie berechtigt ist. Aber ich möchte, dass wir sachlich bleiben. Das war immer mein Grundsatz – und wird es in Zukunft bleiben.

Wie sind eigentlich die ersten Begrüßungen der anderen Fraktionen angekommen? War das Gefühl da, dass da Hände gereicht wurden?

Ja, ich finde schon. Ich hatte das Gefühl, dass der Empfang als neuer Bezirksvorsteher gut war. Ich meine auch, dass die Zusammenarbeit mit allen Fraktionen im Bezirk bis jetzt gut und sachlich ist. In den meisten Fällen … Um noch einmal auf den Auer-Welsbach-Park zu kommen.

Wie steht’s mit der nötigen und erwarteten Durchlüftung des Amtshauses?

Ich würde nicht sagen, dass unsere Bezirksvorstehung verstaubt ist. Manche modernere Zugänge ziehen halt ein. Das ist immer so, wenn es Veränderung gibt und ist nichts Schlechtes. Eine gewisse Kontinuität ist wichtig. Ich bin dafür, einen Mittelweg zu finden, um alle Mitarbeiter mitzunehmen. Manchmal bin ich der Zuhörer, der versucht, gute Kompromisse zu finden.

Gab es zuletzt Kontakt zu Vorgänger Gerhard Zatlokal, der ja durchaus aufsehenerregende Abschiedsworte formuliert hat?

Wir haben persönlich ein gutes Auskommen. Der letzte Kontakt war beim Konzert des Musikvereins Rudolfsheim-Fünfhaus am 19. März – mit gleich drei Vorstehern: Walter Braun, Gerhard Zatlokal und mir.

Blicken wir nach vorne: Welches sind die Hauptprojekte der nächsten ein, zwei Jahre?

Ganz klar: Umbaumaßnahmen in einigen Straßenzügen sowie das Pflanzen neuer Bäume und Beete. Nach dem Langauerplatz und dem Wieningerpark ist der Neusserplatz oberhalb der Bahn an der Reihe. Wir wollen überall dort, wo es möglich ist, die Aufenthaltsqualität steigern und die Grünflächen erweitern. So wird auch ein Radparcours für die Jüngsten auf der Guntherstraße beim Nibelungenviertel geschaffen.

(C) PID/Votava: Die Neugestaltung des Platzes hat Baurecht vom Vorgänger übernommen (mit Stadträtin Sima & IKEA-Boss Alpaslan).

War der vorige Bezirksjob als Vorsitzender der Verkehrskommission ein Vorteil?

Viele Themen waren ja schon länger bekannt. „Warum weißt du das?“ sagen die Mitarbeiter im Büro öfters. Ja, das war ein Vorteil. Das macht die Beurteilung mancher Projekte einfacher.

Fahren Sie eigentlich selbst gerne mit dem Rad?

Wenn ich dazu komme. Fahren kann ich noch, das verlernt man nicht. Wobei ich im Bezirk eher als Fußgänger unterwegs bin. Am Land steig’ ich lieber auf meinen Drahtesel, auch aus sportlichen Gründen.

Damit zu einer visionären Frage: Wie soll Rudolfsheim-Fünfhaus im Jahr 2040 aussehen?

Es soll grüner und ruhiger sein, mehr Aufenthaltsqualität bieten. Die größeren Straßenzüge sollen aber weiterhin mit dem Auto befahrbar bleiben. Und ich möchte, dass 2040 die Barriere zwischen den Bezirksteilen bei der Schmelzbrücke nicht mehr vorhanden ist, zumindest aber kleiner wird. Dieses Nadelöhr bleibt ein großes Thema für uns.

In Summe also zufrieden mit der Entwicklung des 15. Bezirks?

Er soll sozial, ausgleichend und umweltbewusst bleiben. Alle Menschen sollen in Rudolfsheim-Fünfhaus leben können, wir wollen niemanden verlieren. Und ja, es gibt immer wieder Probleme, die aber lösbar sind. Insgesamt hat unser 15. Bezirk ein gutes Fundament für das Zusammenleben, ein Fundament, auf dem man vieles erweitern kann. Ich sehe also nach dem ersten halben Jahr voller Optimismus in die nahe und auch fernere Zukunft.

Danke für das Gespräch.