Warum Impfungen auch für Mittelmeerurlaube wichtig sind

Nicht nur für Fernreisen empfiehlt sich vorab ein Impfpass-Check. ©iStock by Getty Images

Nicht nur exotische Reiseziele bergen Krankheitsrisiken. Um gut vorbereitet in den Urlaub zu starten, empfiehlt sich ein frühzeitiger Besuch beim Hausarzt, um sich möglicherweise notwendige Impfungen noch vor der Reise zu holen. 

Der Sommerurlaub ist gebucht, die Vorfreude auf die Reise steigt bei vielen von Tag zu Tag. Damit die Freude nicht getrübt wird, sollten Urlauber rechtzeitig an notwendige Schutzimpfungen denken. Das gilt selbst bei Reisen in die Mittelmeerregion. Denn auch in Europa können durch den Klimawandel neue Krankheiten auftreten oder sich bereits bestehende Krankheiten weiter ausbreiten.

Impfungen nicht nur für Fernreisen 

Griechenland, Türkei, Spanien, Ägypten, Italien. Sie alle gehören zu den Top-Reisezielen für diesen Sommer. Die meisten von uns würden bei diesen Destinationen aber nicht an Reiseimpfungen denken. Das könnte ein Fehler sein. „Erstens sind Reisen – selbst wenn sie „nur“ in der Mittelmeerregion stattfinden – ein guter Anlass, die österreichischen Standardimpfungen auf den neuesten Stand zu bringen und zweitens breiten sich auch vermeintlich tropische Krankheiten vereinzelt auf die Mittelmeerregion aus“, wie Dr. Alexander Zoufaly, Infektions- und Tropenmediziner am Tropeninstitut auf der Mariahilfer Straße, aufklärt.  Ein gutes Beispiel ist das Dengue-Fieber, das es in einigen wenigen Fällen sogar schon bis nach Italien geschafft hat. Seit Kurzem gibt es dagegen sogar einen Impfstoff.

Immer wichtig: Schutz gegen Hepatitis

Die Impfungen gegen Hepatitis A und B sind zwar Standardimpfungen, gerade im Kontext von Reisen sind sie aber besonders wichtig. Eine Ansteckung mit Hepatitis A kann im außereuropäischen Mittelmeerraum und sogar in einzelnen europäischen Ländern über durch Fäkalien verunreinigtes Trinkwasser oder Lebensmittel, über die Hände oder Toiletten relativ leicht passieren. Die Folge ist eine virale Infektion der Leber, die in seltenen Fällen bis zu einem akuten Leberversagen führen kann. Hepatitis B zieht man sich dagegen über Körperflüssigkeiten (z. B. Tränen, Speichel, Urin, Sperma etc.) von Infizierten zu. In diesem Fall ist die Konsequenz eine Virusinfektion der Leber, die sogar mit einer chronischen Hepatitis, einer Leberzirrhose oder Leberkrebs enden kann. „Ein Impfpasscheck oder eventuell eine Titerbestimmung lohnt sich vor einer Reise auf jeden Fall“, betont Zoufaly.

Tollwut ist nicht ausgestorben

Die tödliche Tollwut gibt es in Westeuropa glücklicherweise nicht mehr.  Doch kaum überquert man das Mittelmeer, beispielsweise von Spanien nach Marokko, sieht die Sache schon ganz anders aus. Auch in Tunesien oder Ägypten besteht ein moderates Tollwutrisiko. Menschen infizieren sich fast immer über den Speichel mit dem Tollwutvirus eines infizierten Tieres. In den allermeisten Fällen ist dies ein Hund, und es passiert durch eine Bissverletzung oder über Wund- beziehungsweise Schleimhautkontakt. Nach wie vor verläuft die Erkrankung ab dem Auftreten von Krankheitssymptomen immer tödlich. Die Impfung ist daher extrem wichtig, vor allem, wenn man sich in Gebiete begibt, in denen man keinen Zugang zu Impfstoffen und passiver Immunisierung hat. „Selbst Geimpfte benötigen nach einem potenziell infektiösen Kontakt mit einem Tier eine zusätzliche Impfung. Die kann auch nach der Rückkehr nach Hause erfolgen“, erläutert Tropenmediziner Zoufaly.

Nur geimpft zur Haddsch

Für den einen oder die andere steht als nächstes aber keine Urlaubs-, sondern eine Pilgerreise an. Die Haddsch, die islamische Pilgerfahrt nach Mekka, findet nämlich dieses Jahr bereits zwischen dem 14. und 19. Juni statt.  Aufgrund von früheren hohen Ansteckungszahlen mit Meningokokken, die zu schweren Gehirnhautentzündungen führen können, schreibt Saudi-Arabien seit einigen Jahren während der Haddsch zwingend eine Impfung mit dem Meningokokken-Impfstoff gegen die Serotypen ACWY vor. Sie muss in einem internationalen Impfpass nachgewiesen werden. Aber auch in der EU/im EWR gibt es im Durchschnitt jährlich etwa 3.000 Fälle von Erkrankungen durch Meningokokken. Sie verlaufen zu etwa 10 % tödlich.

Frühzeitig zum Reisemediziner

Etwa zehn Wochen vor der geplanten Reise sollte man eine reisemedizinische Beratung in Anspruch zu nehmen. „Dann haben wir noch genügend Zeit, alle notwendigen Teilimpfungen durchzuführen und über andere risikominimierende Maßnahmen wie Mückenschutz zu sprechen,“ so Experte Zoufaly. Ein Impfpasscheck bei der Hausärztin oder beim Reisemediziner ist vor Reisen generell sinnvoll, ebenso wie eine individuelle Einschätzung, was die notwendigen Impfungen betrifft. Relevant sind dabei zum Beispiel Informationen wie die Reiseroute und -dauer, die Jahreszeit, die Unterkünfte, das Alter oder eventuelle Vorerkrankungen.

Hans Steiner
Chefredakteur