Seit 1960 steht die Pallottikirche in der Auhofstraße 10 im 13. Bezirk. Eine lange Geschichte, deren letztes Kapitel schon fast geschrieben schien. Der in Deutschland ansässige Pallottiner-Orden gab erst unlängst bekannt das Gotteshaus am 14. Dezember 2025 zu profanieren, sprich zu entweihen. Dadurch würde die Kirche ihren religiösen Status verlieren und könnte zukünftig für weltliche, alltägliche (profane) Zwecke genutzt werde.
Grund für diese Entscheidung sind strukturelle Probleme: Die Zahl der Pallottiner sinkt und die Gemeinschaft wird älter. In Wien lebt seit längerem nur noch ein Mitbruder, der die rund 100 Mitglieder der Gottesdienstgemeinde betreut und demnächst 80 Jahre alt wird. Doch wie sich zeigen sollte sind die Hietzinger nicht nur stark im Glauben, sondern auch bereit dafür aktiv zu werden.
Petition zeigt Wirkung
Der Hietzinger Alexander Kaiser rief eine Petition ins Leben, die binnen kürzester Zeit über 1.000 Unterschriften sammelte. Ein deutliches Zeichen, das auch vom Orden selbst nicht übersehen werden konnte. Die vom geplante Profanierung wird verschoben und soll erst im März nächsten Jahres erfolgen. Diese Entscheidung wird als wichtiger Teilerfolg für den Bezirk und die vielen Menschen gesehen, die in den vergangenen Monaten ihre Verbundenheit zur Kirche gezeigt haben. „Wir nehmen die vielen Rückmeldungen und Reaktionen der Gläubigen, die im Pallottihaus Heimat gefunden haben, ernst“, meinte der Vizeprovinzial P. Björn Schacknies in der Aussendung dazu und meinte man wolle den Gläubigen “genügend Zeit und Raum geben, um von Gottesdienstgemeinde und Kirche Abschied zu nehmen”.

BV Johanna Zinkl mit Gemeindemitglied Alexander Kaiser © BV 13
Bezirksvorsteherin Johanna Zinkl (ÖVP) begrüßt das gewonnene Zeitfenster und sieht darin die Chance, die Zukunft der Pallottikirche gemeinsam weiterzudenken: „Das zusätzliche Zeitfenster möchten wir nutzen, um mit allen Beteiligten ins Gespräch zu kommen. Mein Anliegen ist, dass die Kirche ein offener Ort der Begegnung bleibt – mit Platz für Kunst, Kultur und soziale Projekte. Viele Menschen fühlen sich mit diesem Ort verbunden und das werden wir ernst nehmen.“

Bezirksvize Marcel Höckner © SPÖ Hietzing
Auch Bezirksvize Marcel Höckner (SPÖ) zeigt seine Freude über die Entscheidung: “Mit der Verschiebung der Profanierung ist ein wichtiger erster Schritt für die Kirchengemeinde gelungen. Mein herzlicher Glückwunsch gilt Alexander Kaiser und allen Hietzingerinnen und Hietzingern, die sich für die Aufschiebung der Entweihung eingesetzt haben. Die Zeit bis Anfang März ist nicht lange, daher ist es wichtig die Kirche, neben ihrer spirituellen Nutzung, auch als Ort der Begegnung für weltliche Kunst und Kultur zu etablieren. Vielleicht ist es so möglich die Schließung zu verhindern.”
Zukunft noch ungewiss
Das 1960 geweihte Pallottihaus wird derzeit generalsaniert; über die künftige Nutzung des Areals ist noch nicht entschieden. Allerdings stellt der Pallottiner-Orden klar, dass ein Verkauf des Grundstücks derzeit nicht vorgesehen ist. In einer Stellungnahme heißt es: „Es gibt derzeit Beratungen bezüglich der künftigen Nutzung des ganzen Hauses, nicht speziell der Kapelle. Da es künftig keine Niederlassung unserer Gemeinschaft mehr geben wird, wird diese nicht pastoral ausgerichtet sein. Eine Dauer der Beratungen ist momentan nicht abzuschätzen.“
Von Seiten des Bezirks sind in den kommenden Monaten Gespräche mit dem Orden und der Bürgerinitiative geplant. Im Mittelpunkt steht die Frage, welche Nutzungsmöglichkeiten künftig denkbar sind und wie der Charakter dieses besonderen Ortes bewahrt werden kann.