Im Durchschnitt verdienen Frauen in Wien heuer 12 Prozent weniger als Männer. Der Wiener Equal Pay Day möchte auf diese Ungleichheit aufmerksam machen. Mit 18. November haben Männer so viel verdient wie Frauen im ganzen Jahr. Damit arbeiten Wiener Frauen im Verhältnis zu Männern 44 Tage „gratis“.
„Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!“
Das durchschnittliche Bruttoeinkommen von Männern in Wien liegt derzeit bei gerundet 57.627 Euro. Demgegenüber verdienen Frauen in Wien im Schnitt 50.729 Euro brutto im Jahr – um 6.897 Euro weniger als Männer. „Ein gerechter Lohn zählt zu den wichtigsten Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes Leben und für eine faire Pension. Das Ziel ist: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!“, so Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál. Und: „Frauen leisten nach wie vor einen Großteil der unbezahlten Arbeit und verdienen gleichzeitig weniger als Männer. Auch die größte Wiener Frauenbefragung ,Wien, wie sie will.‘ hat die Mehrfachbelastung von Frauen und die Forderung nach gleichem Lohn verdeutlicht. Frauen fordern Gleichstellung!“
Der österreichweite Equal Pay Day fiel 2022 auf den 30. Oktober. Im Bundesländervergleich schneidet Wien am besten ab. Die Corona-Krise hat nicht zuletzt gezeigt, wie wichtig eine gute soziale Infrastruktur ist. Diese wirkt sich auch günstig auf Fraueneinkommen aus – dank dem guten Angebot an Kinderbetreuung und Co. in Wien.
„Politik muss die Rahmenbedingungen so gestalten, dass Frauen alle Möglichkeiten haben“, so Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl. „Dass das geht, zeigt die Tatsache, dass der Equal Pay Day in Wien fast 3 Wochen hinter dem österreichweiten liegt. In Wien schafft die Politik diese Bedingungen: Es gibt sowohl genug ganztägige Kinderbildungseinrichtungen als auch ausreichend professionelle Pflegeangebote. Wenn das fehlt, sind das die zwei Haupthemmnisse für völlig gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am Erwerbsleben und somit an gerechten, gleichen Einkommen bis zu den Pensionen.“
Vorbild Wien
„Frauen entgehen über 9.000 Euro pro Jahr, in einem Arbeitsleben von 40 bis 45 Jahren ist das rund eine halbe Million Euro“, rechnet Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin und –Frauenvorsitzende, vor und fordert ein Maßnahmenpaket, um diese Ungerechtigkeit so rasch wie möglich zu beseitigen. Laut Schumann brauche es bundesweit mehr Mittel für die Kinderbetreuung. Wien könne hier – mit Gratis-Kindergarten und Gratis-Ganztagsschule – als Vorbild dienen. Für Frauen wichtig sei aber auch der kollektivvertragliche Mindestlohn von 2.000 Euro und jedenfalls auch mehr Lohntransparenz. „Ein gutes Instrument dafür sind Einkommensberichte, die aber verbessert und ausgeweitet werden müssen, etwa durch spürbare Sanktionen bei Nichterstellung“, betont sie.
Am 18.11.2022 findet anlässlich des Wiener Equal Pay Days eine Informationsoffensive im öffentlichen Raum auf der Mariahilfer Straße statt. Passanten werden über den Equal Pay Day und den Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern informiert.