Die Geschichte hinter den umstrittenen Bildern liest sich wie ein kleines Kunstdrama. In den späten 1940er-Jahren teilten sich die jungen Künstler Fuchs und Rainer zeitweise ein Atelier in der Wiener Leopoldstadt. Als Fuchs nach Paris übersiedelte, überließ er den Raum seinem Kollegen. Jahre später, so heißt es, fand er bei seiner Rückkehr zahlreiche Skizzen und Zeichnungen Rainers – verstreut und teils vergessen. Fuchs nahm sie an sich und bewahrte sie auf.

Diese Blätter sollen nun erstmals öffentlich gezeigt werden. Doch Rainer widerspricht vehement: In der „Kronen Zeitung“ warf er dem verstorbenen Kollegen vor, die Werke aus dem Papierkorb „entwendet“ zu haben. Sie seien misslungen und sollten besser nicht gezeigt werden.

Museum bleibt gelassen

Im Ernst-Fuchs-Museum gibt man sich indes unbeeindruckt. Die Ausstellung werde wie geplant eröffnet, heißt es von den Organisatoren. Man sehe die Werke als Zeugnisse einer frühen, spannenden Phase zweier Künstler, deren Wege sich eng kreuzten.

Hommage an einen Visionär

Mit der Schau erinnert das Museum an den Mitbegründer des Wiener Phantastischen Realismus, der 2015 im Alter von 85 Jahren verstarb. Schon als Jugendlicher beeindruckte Ernst Fuchs an der Akademie der bildenden Künste mit seiner Detailverliebtheit und symbolstarken Bildsprache. Gemeinsam mit Arik Brauer, Rudolf Hausner, Wolfgang Hutter und Anton Lehmden prägte er eine Kunstrichtung, die Träume, Mythologie und Mystik zu einem unverwechselbaren Stil verband.

1972 machte Fuchs die Otto-Wagner-Villa in Hütteldorf zu seinem Lebenswerk – einem Gesamtkunstwerk aus Architektur, Malerei und Fantasie. Heute dient das prachtvolle Gebäude als Museum und Erinnerungsort.

Blick in die Zukunft

„Mein Atelier ist verwaist“ bildet den Auftakt zu einer neuen Ausstellungsreihe im Adolf-Böhm-Saal der Villa. Geplant sind unter anderem Präsentationen mit Werken von Friedensreich Hundertwasser und Arik Brauer – beides Weggefährten und Freunde des Visionärs Fuchs. Ziel sei es, so die Kuratoren, „den künstlerischen Dialog der Phantastischen Realisten neu zu beleben“.

Ob sich Arnulf Rainer mit dieser Hommage anfreunden kann, bleibt fraglich. Sicher ist jedoch: Ernst Fuchs sorgt auch zehn Jahre nach seinem Tod noch für Gesprächsstoff – ganz im Sinne eines Künstlers, der stets polarisierte.