Großprojekte für künftige Wasserversorgung

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Morgen (22. März) wird der internationale Tag des Wassers begangen, er steht in diesem Jahr unter dem Motto „Accelerating Change“, zu deutsch „Den Wandel beschleunigen“. Aus diesem Grund wurden Maßnahmen zur künftigen Absicherung der Versorgung Wiens mit dem wertvollen Nass ist vorgestellt. 

Die Stadt wird vor allem mit Hochquellwasser aus Niederösterreich und der Steiermark versorgt.  Wiener Wasser feiert heuer das 150-jährige Bestehen der I. Hochquellenleitung und damit den Beginn der modernen Wasserversorgung. Die Bauarbeiten am Wassernetz begannen bereits 1870. Nur drei Jahre später wurde die Hochquellenwasserleitung fertiggestellt und anlässlich der Weltausstellung als Europas größte Wasserleitung von Kaiser Franz Joseph eröffnet. Schon 1888 waren 90% der Wohnhäuser an das Netz angeschlossen, womit der Großteil der damals etwa 900.000 Einwohner mit sauberem Trinkwasser versorgt werden konnte.

Wien verbraucht täglich 400 Millionen Liter Wasser

Heute verbrauchen die rund 1,98 Millionen Wiener etwa 400 Millionen Liter Wasser pro Tag. Aufgrund des Bevölkerungswachstums rechnet Wiener Wasser bis 2050 mit einem Anstieg des Gesamtverbrauchs um rund 15 Prozent auf durchschnittlich 450 Millionen Liter pro Tag. Bürgermeister Michael Ludwig, Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky und Wiener Wasser Betriebsvorstand Paul Hellmeier stellten daher Pläne zur Sicherstellung der Versorgung vor. „Mit dem Wasser aus den Quellgebieten verfügt die Stadt über die besten Voraussetzungen. Damit angesichts von Klimakrise und des Anstiegs der Einwohnerzahl auch in Zukunft in allen Haushalten frisches Quellwasser fließt, muss mehr gespeichert und die verfügbare Wassermenge erhöht werden“, sagt Klimastadtrat Czernohorszky. Wien investiert daher pro Jahr bis zu 100 Millionen Euro in die Infrastruktur der Wasserversorgung.

Ausbau der Wasserspeicher und Sanierung der Leitungen

Derzeit werden verschiedene  Großprojekte umgesetzt, unter anderem ein Ausbau und die Sanierung der vorhandenen Wasserspeicher, um die vorhandenen Kapazitäten zu erhöhen. In 31 Behältern (29 in Wien, 2 in Niederösterreich) werden derzeit rund 1,6 Milliarden Liter Wasser gelagert. Dezember 2022 startete die Erweiterung des Wasserbehälters Schafberg I im Bezirk Hernals. Mit der für 2024 geplanten  Fertigstellung wird das Speichervolumen von 23 Millionen Liter auf 60 Millionen Liter steigen. Nächstes Jahr startet mit dem Bau eines zusätzlichen Behälters in Neusiedl am Steinfeld (NÖ) ein weiteres Megaprojekt. Damit kann das Speichervolumen um mehr als 60 Prozent auf bis zu einer Milliarde Liter Wasser erhöht werden. Auch das Wasserwerk Donauinsel wird in den kommenden Jahren ausgebaut. Mit Hilfe dieses Standorts können bis zu 22 Prozent des durchschnittlichen Tagesbedarfes gedeckt werden. Die Aufbereitungsanlage soll auf der Donauinsel südlich der Nordbrücke errichtet und vollflächig begrünt werden. Zu guter Letzt werden auch die Trinkwasser-Transportleitungen saniert und erweitert.
„Wiener Wasser will die hohe Wasserqualität für die kommenden Generationen erhalten. Die Maßnahmen sind Teil unserer umfassenden Strategie ‚Wiener Wasser 2050‘. Diese Investitionen tragen zum Erhalt der hohen Lebensqualität der Wiener bei“, erklärt Betriebsvorstand Paul Hellmeier.

Klimaneutral seit 150 Jahren

Rund 220 Millionen Liter Wasser, also mehr als die Hälfte der täglich benötigten Menge, kommt über die I. Hochquellenleitung in die Stadt. Da das Wasser die gesamte Strecke von den Alpen bis in die Stadt in freiem Gefälle fließt, sind keine Pumpstationen notwendig. Dadurch ist der Transport klimaneutral. Auch die Verteilung im Stadtgebiet erfolgt gravitativ. Das bedeutet, Leitungswasser zu trinken erzeugt im Unterschied zum Konsum von abgefüllten Getränken kein CO2.

Wiener Wasser unter Verfassungsschutz

Ein wichtiger Bestandteil der Planungen ist auch der Ausbau erneuerbarer Energien: Mit den bestehenden 16 Trinkwasserkraftwerken entlang der Hochquellenleitungen und in Wien wird fast fünf Mal so viel Strom erzeugt, wie für die gesamte Wiener Wasserversorgung verwendet wird. Zum Vergleich: Mit der durch Hochquellwasser erzeugten Energie könnte ganz Wiener Neustadt versorgt werden. Ein 17. Trinkwasserkraftwerk wird derzeit in Döbling gebaut und soll 2024 fertiggestellt werden.
Wien hat übrigens als bisher einzige Stadt der Welt sein Quellwasser unter Verfassungsschutz gestellt, damit es auch für künftige Generationen so qualitativ hochwertig erhalten bleibt, wie es ist.