Von Politikverdrossenheit kann in Wien gerade kaum gesprochen werden. Am 14. und 15. Jänner hatte das Hohe Haus am Ring erstmals seit 2017 wieder für die Bürgerinnen und Bürger geöffnet und der Besucheransturm war gewaltig. Die Wartezeit betrug weit über zwei Stunden, wie ein Besucher dem WIENER BEZIRKSBLATT mitteilte.
Steuergeld
“Ich stehe schon seit 10:00 Uhr an”, sagt Andreas, der gegen halb eins erst vor der Rampe stand. Er wollte sehen wohin die letzten Jahre sein Steuergeld geflossen ist, erklärt uns der sympathische Wiener schmunzelnd. Der Gesamtkostenrahmen für die Sanierung wurde im Jahr 2014 einstimmig per Gesetz festgelegt. Die Kosten dafür wurden mit 352,2 Mio. € festgelegt. Die Ausweichquartiere und die Übersiedlung wurden mit 51,4 Mio. € – jeweils mit einer Reserve von 20 % – veranschlagt. Im November 2020 wurde eine nachträgliche Kostenüberschreitung um 20 % beschlossen. Die Schlussabrechnung für das Gesamtprojekt erfolgt voraussichtlich mit Ende des Jahres 2023.
Aufgegeben
Während Andreas das Parlament fußläufig erreichen kann, nahmen die Eltern von Verena für das Spektakel einen weiten Weg auf sich: Sie fuhren dafür extra von Osttirol nach Wien. “Meine Mama hat nach zwei Stunden aufgegeben und ist jetzt mit meiner Schwester auf der Mariahilfer Straße shoppen”, so die in Wien lebende Osttirolerin Verena. Warum Sie sich das Warten antut? “Ich war noch nie im Parlament!” Bleibt zu hoffen, dass sie es heute schafft – wir drücken die Daumen!