Seit 2013 steht Silke Kobald dem 13. Bezirk vor. Ein Amt, dem sie sich verpflichtet fühlt. Gilt es doch, die Tradition mit der Moderne zu vereinen.
Frau Kobald, vor knapp 10 Jahren wurden Sie zur Bezirksvorsteherin gewählt. Haben Sie auch ihre Wurzeln im 13. Bezirk?
Geboren bin ich in der Steiermark und habe meine Kindheit und Jugend in mehreren Bundesländern verbracht. Richtig angekommen bin ich dann in Hietzing. Seit 25 Jahren lebe ich hier. Das weiß ich deswegen so genau, da ich es am Alter meines Sohnes ermessen kann. Wir sind hierhergezogen, als er noch sehr klein war. So wie viele Familien übrigens. Für diese und meine ist Hietzing der perfekte Bezirk. Ein Stück Land inmitten der Stadt, wo das familiäre Miteinander zählt und man sich auf der Straße noch kennt und grüßt. Hier habe ich das Gefühl, angekommen und wirklich zu Hause zu sein.
Was hat sich in Hietzing seither verändert?
Vom Lebensgefühl und der Lebensqualität glücklicherweise wenig. Was man aber schon sagen muss, ist, dass die Verbauung zugenommen hat. Das ist nicht verwunderlich, zieht es doch viele in diesen wunderschönen Bezirk. Infolge wurden viele Bauprojekte realisiert, um Wohnraum zu schaffen, Schulen wurden erweitert und viele Dachböden ausgebaut.
Auch der 13. Bezirk geht mit der Zeit, doch die steht hier bei uns glücklicherweise auch manchmal still. So ist Hietzing im Verhältnis zur Größe immer noch der grünste Bezirk Wiens und er wird laufend grüner. Ich habe es mir zum Ziel gemacht, den Grünraum zu erhalten und zu bewahren. Wir verteidigen ihn auch vehement gegen alle möglichen Interessen.
Das war wohl das Stichwort zum Hörndlwald?
Nicht nur, aber auch. Wie Sie ja wissen, gab es immer Bestrebungen von Investoren, dieses wunderschöne Naherholungsgebiet zu verbauen. Ein Plan, gegen den sich die Bevölkerung und meine Fraktion vehement zur Wehr setzte. Hier gilt mein Dank den Bürger initiativen und meinen Kollegen aus allen Fraktionen, die sich schlussendlich alle für den Erhalt des Hörndlwalds ein setzten. Mit einem sehr erfreulichen Ergebnis. Die Umwidmung des Areals zum „Schutzgebiet Wald und Wiesengürtel“ ist fixiert. Damit steht fest: Der Hörndlwald bleibt der Hörndlwald.
Noch ein Mammut-Projekt konnte verhindert werden.
Wie stark der Bezirk ist, wenn wir gemeinsam mit den Bür gern über alle Parteigrenzen hinweg geschlossen agieren, zeigt auch der Baustopp der „Westausfahrt Neu“. Sie sollte ja – in Verlängerung der Hadikgasse – ab der Hütteldorfer Brücke permanent auf die Hietzinger Seite neben den Franz-Schimon-Park verlegt werden. Das hätte bedeutet, dass fünf Fahrspuren auf der Südseite des Wienflusses gebündelt würden und Grünraum mit Kühlungseffekt verloren gegangen wäre. Eine unzumutbare Belastung für die Bevölkerung. Dieser Plan ist vom Tisch.
Jetzt wird die Westausfahrt im Bestand saniert. Die Arbeiten sollen ab dem Frühjahr 2023 bis voraus sichtlich Ende 2024 dauern. Gleichzeitig wird überlegt, wie wir das Wiental zur zukünftigen klimafitten Erholungsoase aus und umgestalten können.
Wie sieht die Zukunft des 13. Bezirks aus?
Eines kann ich gleich versichern: Hietzing wird der wunderschöne Bezirk bleiben, in dem sich die Menschen wohl fühlen und gerne leben. Mein Wunsch wäre der Ausbau des Bildungssektors. Ein weiteres Gymnasium, weitere Schultypen wie zum Beispiel eine HTL sowie verschiedene Forschungsstätten sollen das Angebot in Hietzing zukünftig ergänzen. Wir hätten mit dem ehemaligen Geriatriezentrum den idealen Platz dafür. Mit wenig Aufwand ließe es sich in einen Hort des Wissens von internationalem Format verwandeln.
Wie soll die Zukunft der Menschen, die hier leben, aussehen?
Das Besondere an Hietzing ist ja, dass es sich in vielen Teilen seinen dörflichen Charakter bewahrt hat. Viele kleine Geschäfte, die noch von ihren Inhabern geführt werden, haben ihren ganz besonderen Reiz. Ebenso wie die vielen Grätzel, die unseren Bezirk prägen. Diese gilt es zu erhal ten. So wie zum Beispiel den Lainzer Platz mit seiner wunderschönen Kirche und dem Wohnhaus von Senta Berger. Oder der Wolfrathplatz, wo es konkrete Pläne der Pfarre Ober St. Veit gibt, ihn in einen Ort der Begegnung zu verwandeln. Ebenso wie der Bereich Am Platz vor der Kirche bis zur Polizeistation.
Für mich gilt es, die Bedeutung der Grätzel als Begegnungsort für die Nachbarschaft zu bewahren und sogar noch zu verstärken. Ein kleines, aber feines Zeichen dafür sind auch die sogenannten „Mikrofreiräume“, die überall im Bezirk entstehen. Mit Bänken, Wasserspendern und Grünflächen laden diese direkt in der Nachbarschaft zum Verweilen ein – sei es auf der Lainzer Straße oder beim Montecuccoliplatz.
Welcher ist eigentlich ihr Lieblingsplatz im Bezirk?
Mein Lieblingsplatz im 13. Bezirk ist ganz Hietzing. Es gibt einfach viel zu viele schöne Orte, um einen davon zu bevorzugen. Ich bin sehr gerne im Grünen. Ob es nun der Girzenberg, der Rote Berg, der Lainzer Tiergarten, der Hörndlwald oder einer der unzähligen Gastgärten in den tollen Gastronomiebetrieben ist – Sie sehen, diese Frage ist nicht einfach zu beantworten.
Welche Projekte sind Ihnen im Moment wichtig?
Da gibt es ein paar Themen. Am besten fange ich bei dem Projekt an, das die Bedeutung von Hietzing als erster familienfreundlicher Bezirk Wiens deutlich unterstreicht. So hat die Bezirksvertretung die Errichtung eines Generationen-Spielplatzes in der Adolf-Lorenz-Gasse am Küniglberg beschlossen. Nachdem die Wünsche der Anrainer in die Planung eingearbeitet und die Budgetmittel genehmigt worden sind, konnte der Baustart erfolgen. Bis zum Spätsommer soll der neue Spielplatz fertiggestellt sein und allen Altersgruppen etwas bieten: vom Spielbereich für Kleinkinder über Ball- und Brettspielmöglichkeiten und Fitnessgeräte für Erwachsene bis zu schattigen Sitzgelegenheiten für Erholungssuchende.
Aber auch die anderen zahlreichen Parks im Bezirk werden laufend attraktiviert und mit Spielgeräten ausgestattet. Hietzing ist und bleibt der Bezirk für alle Generationen. Vom Spielplatz bis hin zum Einsatz für ein „demenzfreundliches Hietzing“.
Auch im Straßenbau geht man neue Wege.
Ja. Bei Straßenbauprojekten, die anstehen, nützen wir im Zuge der Arbeiten auch gleich die Gelegenheit, mehr Grün zu schaffen, wie man bald in der Fasangartengasse sehen kann.
Und auch für die nächsten Jahre steht dabei viel auf dem Programm. Schon in nächster Zeit wird man das auf der Atzgersdorfer Straße beobachten können. Gemeinsam mit dem 12. Bezirk wird die Allee vervollständigt. Insgesamt 59 neue Bäume werden gepflanzt und wie schon eingangs erwähnt unseren Bezirk noch grüner machen.
Vor dem Amtshaus wird bald einiges geschehen.
Stimmt. Im Hans-Moser-Park wird sich bald einiges verändern: Die MA 42 wird in Kürze damit beginnen, die Wege zu sanieren. Dazu wer- den noch Nebelduschen und ein Trinkbrunnen errichtet. Auch für die Altgasse gibt es weiterhin Pläne. Dieses wunderschöne Stück Alt-Hietzing mit dem wundervollen Platz als zentrales Element soll neu gestaltet und zum Treffpunkt der Anrainer werden.
Die Ausgestaltung des historischen Bereichs „Am Platz“ vor der Kirche Maria Hietzing bis zur Polizeiinspektion rund um das Kaiser-Maximilian-von-Mexiko-Denkmal soll dem Namen gerecht werden und ein „Platz“ für Veranstaltungen und Freizeit mit noch mehr Grün als Ergänzung zu den über 250 Jahre alten Platanen werden, wo man sich verabreden und gepflegt die Seele baumeln lassen kann.