Veza und Elias Canetti verbindet eine außergewöhnliche Liebesgeschichte, geprägt von intellektueller Tiefe und den Einflüssen eines der wichtigsten Literaten ihrer Zeit: Karl Kraus. Seine Ideen und Vorträge wurden zum Dreh- und Angelpunkt ihrer Beziehung und ihres künstlerischen Schaffens. Ein literarisches Jour Fixe im Bezirksmuseum am 28. Jänner beleuchtet diesen Einfluss.
Am 17. April 1924 nahm die Geschichte von Veza Calderon und Elias Canetti ihren Anfang. Bei der 300. Lesung von Karl Kraus trafen die Schriftstellerin und der acht Jahre jüngere Canetti aufeinander. Für die leidenschaftliche Sozialdemokratin und Intellektuelle Veza war Kraus ein brillanter Satiriker. Und eine Leitfigur, deren Werke wie Die letzten Tage der Menschheit tief in ihren Blick auf die Gesellschaft eingriffen. Kraus’ Kritik an Sprache, Politik und Moral formte auch Elias Canetti nachhaltig. Als Jünger des großen Polemikers sah sich Canetti in der Welt der Kraus-Anhänger angekommen, während Veza bereits eine zentrale Rolle in diesem intellektuellen Kreis spielte.
Veza Canetti: Stimme der Arbeiterbewegung
Veza, die später unter Pseudonymen wie Veza Magd Kurzgeschichten in der Arbeiterzeitung veröffentlichte, brachte ihre politischen Überzeugungen und literarisches Talent in die Beziehung ein. Ihre Werke, die oft von den Nöten der einfachen Leute handelten, spiegelten eine kritische Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Missständen ihrer Zeit wider. In den Diskussionen mit Elias Canetti ging es oft um Kraus, dessen scharfe Beobachtungen der sozialen und politischen Landschaft die beiden verband und inspirierte. Die gemeinsamen Überzeugungen und der Austausch über Kraus’ Werk bildeten die intellektuelle Basis ihrer Beziehung.
Die Bedeutung von Karl Kraus für das Paar
Karl Kraus war weit mehr als ein Mentor oder eine literarische Figur. Er war der Katalysator für die geistige Verbindung zwischen Veza und Elias Canetti. Während Canetti sich später als Nobelpreisträger von Kraus’ Einfluss löste, blieb Veza zeitlebens von seinem Denken durchdrungen. Ihre gemeinsamen Besuche bei Kraus-Lesungen schufen nicht nur Erinnerungen, sondern auch einen Raum, in dem ihre Ideen verschmolzen. Die Lesung im Bezirksmuseum beleuchtet diese faszinierende „Dreiecksbeziehung” zwischen Veza, Elias und Kraus und lädt ein, die literarischen und politischen Verflechtungen eines bemerkenswerten Paares neu zu entdecken.
Veza Canetti und Karl Kraus
28. Januar 2025, 19 Uhr
Bezirksmuseum Landstraße
Sechskrügelgasse11, 1030 Wien
Lesung mit Vanessa Payer und Eduard Höhne
Leitung: Susanne Höhne
Eintritt frei! Anmeldungen unter bm1030@bezirksmuseum.at
Foto: Wikimedia.org