Neurodermitis: Wenn Baden zur Mutprobe wird

Neurodermitis kann für Betroffene auch eine große seelische Belastung sein. ©iStock by Getty Images

Sommer, Sonne, Badespaß. Mit den warmen Temperaturen steigt das Bedürfnis auf einen Sprung ins kühle Nass. Doch für Neurodermitis-Patienten ist der Besuch eines Schwimmbades mit gemischten Gefühlen verbunden. Auf der Online-Plattform neurodermitis-online.at finden Betroffene Expertenrat.

Neurodermitis, auch als atopische Dermatitis bekannt, ist eine chronische Hauterkrankung, die von trockenen, geröteten und entzündeten Haustellen sowie starkem Juckreiz begleitet wird. Je nach Ausmaß der Symptome unterscheidet man zwischen leichten, mittelschweren und schweren Verlaufsformen. Die Ursache der Erkrankung liegt in der genetischen Veranlagung zu einer geschädigten Hautbarriere. Zudem reagiert das Immunsystem überschießend auf äußerliche Reize.

Individuelle Auslöser für Krankheits-Ausbruch

Welche Faktoren das Ausbrechen der Krankheit auslösen, ist individuell verschieden, wie Dr. Manfred Fiebiger, Bundesfachgruppenobmann des Berufsverbandes österreichischer Dermatologen, beschreibt. „Auslöser können etwa Stress, psychische Belastungen, falsche Hautreinigung oder -pflege und kratzende Kleidung sein. Auch ungünstige Klimabedingungen wie trockene Luft (z. B. Heizungsluft in der Winterzeit) können die Beschwerden verschlechtern, während sich die Haut im Sommer durch die UV-Exposition oft bessert.“

Haut und Seele in Wechselwirkung

Doch statt die positiven Auswirkungen der Sonne auf das Hautbild zu nutzen, ziehen sich viele Betroffene im Sommer eher zurück. Denn in Badehose und Bikini wird naturgemäß viel Haut sichtbar. Neurodermitis-Patienten haben jedoch oft Hemmungen, sich im öffentlichen Raum zu zeigen, da sie befürchten, angestarrt oder abgelehnt zu werden. Mag. Doris Wolf vom Berufsverband Österreichischer PsychologInnen erklärt: „Die körperlichen Beschwerden bei Neurodermitis beeinträchtigen immer auch das psychische Wohlbefinden. Umgekehrt wirken sich psychische Belastungen auch auf das Hautbild aus. Denn Haut und Seele stehen in enger Wechselwirkung. Mit Hilfe psychologischer Unterstützung und dank moderner Therapien kann die Lebensqualität mittlerweile stark verbessert werden.”

Therapiemöglichkeiten für neues Hautgefühl

Das bestätigt auch Dr. Martin Zikeli, Facharzt für Dermatologie und Venerologie und Oberarzt an der Dermatologischen Abteilung im Landesklinikum Wiener Neustadt. Er weist darauf hin, dass es gerade bei mäßig bis schweren Erkrankungsverläufen in den vergangenen Jahren große Fortschritte in der Medizin gegeben hat: „Durch moderne Systemtherapien kann eine deutliche Reduktion der Neurodermitis-Ekzeme und des Juckreizes erzielt werden. Patienten erfahren wieder mehr Lebensqualität.“

Was Patienten von sich aus tun können

Patienten können aktiv ihrer Erkrankung begegnen, indem sie folgende Punkte beachten:

  • Dranbleiben: Patienten sollen motiviert bleiben und die Erkrankung aktiv managen. Dazu sind regelmäßige Termine beim Hautarzt wichtig, um die geeignete Therapie zu finden.
  • Basispflege nicht vernachlässigen: Ein- bis zweimal täglich benötigt die sensible Haut bei Neurodermitis die richtige Pflege – auch in beschwerdefreien Phasen.
  • Therapie richtig anwenden: Behandlungen wirken nur, wenn sie eingenommen werden – und zwar in der festgelegten Dosis und im vorgegebenen Zeitabstand. Bei Problemen mit der Behandlung, gilt es, den Hautarzt unbedingt zu kontaktieren.
  • Schubauslösende Faktoren so gut wie möglich meiden: nicht alle Triggerfaktoren lassen sich eingrenzen (z.B. Schwitzen, Pollen), aber manche Allergene (z.B. relevante Nahrungsmittelallergene) sollten gemieden werden.

Dies Tipps und weitere Informationen auf neurodermitis-online.at können zu einem Sommer mit entspannten Momenten und Badevergnügen verhelfen.