Eisbär-Dame Finja am Sprung nach Deutschland

Das Eisbär-Weibchen hat ihre letzten Tage in Schönbrunn genossen, ©Daniel Zupanc

Gestern gab es einen Austausch im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP): Das Eisbären-Weibchen, das 2019 im Tiergarten Schönbrunn geboren wurde, ist in den Tiergarten Nürnberg übersiedelt. 

Abschied nehmen hieß es gestern im Tiergarten Schönbrunn. Die 2019 hier geborene Eisbären-Dame Finja machte sich auf den Sprung nach Deutschland. Im Tiergarten Nürnberg wird sie zukünftig mit zwei weiteren jungen Eisbärinnen vergesellschaftet werden. Dafür gab es aber auch ein erfreuliches Wiedersehen.

Im Gegenzug ist aus dem deutschen Zoo ein 15 Jahre altes Männchen nach Wien gekommen. „Eigentlich handelt es sich um ein freudiges Wiedersehen. Das Eisbären-Männchen Nanuq wurde nämlich 2007 bei uns in Schönbrunn geboren“, so Folko Balfanz, zuständiger Zoologischer Abteilungsleiter. Damit leben in Schönbrunn vorübergehend zwei Eisbären-Männchen. Die Schönbrunner Eisbärenwelt ist so angelegt, dass dies möglich ist. Beide Bären haben ihre eigene Anlage mit Wasserbecken und Rückzugsmöglichkeit.

Zuchtstopp für Eisbären

Im Tiergarten Schönbrunn gibt es bei den Eisbären vorerst einen Zuchtstopp. Diese Entscheidung ist ein Resultat der großen Erfolge in der europäischen Erhaltungszucht des Eisbären, da geeignete Plätze sehr begrenzt sind. Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck: „Ziel des Erhaltungszuchtprogramms ist es, dass die genetische Vielfalt der jeweiligen Tierart in menschlicher Obhut möglichst groß ist und wir eine gesunde Reserve-Population aufbauen. Es ist Aufgabe des Zuchtbuchführers, den Bestand über viele Jahre im Auge zu behalten und den Austausch der Tiere innerhalb der teilnehmenden Zoos zu planen. Gegenwärtig sind einige Männchen des solitär lebenden Eisbären nicht vermittelbar. Deshalb wurde nun die Anzahl der Zuchtempfehlungen verringert. Der Tiergarten Schönbrunn ist in der Lage, vorübergehend in seinen zwei Anlagen das Zuchtbuch in der gegenwärtigen Situation durch Bereitstellung eines adäquaten Platzes zu unterstützen.“

Seit 2006 steht der Eisbär als „gefährdet“ auf der Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation (IUCN). Eisbären in Zoologischen Gärten sind wichtige Botschafter ihrer bedrohten Artgenossen in der Arktis. Der Tiergarten Schönbrunn unterstützt bereits seit vielen Jahren die Organisation Polars Bear International bei verschiedenen Projekten, wie der Besenderung von wildlebenden Eisbären zur Erforschung ihrer Wanderrouten. Auch dieses Jahr finanziert der Tiergarten den GPS-Sender eines Weibchens namens „Arctic Ambassador“ mit. In Kürze werden die Eisbären in Schönbrunn neu entwickelte kleinere Sender für den Einsatz in der Wildbahn testen.