Geförderte Sanierung und erneuerbare Energie über Erdwärmesonden machen ein 158 Jahre altes Gründerzeithaus in der Zwölfergasse 21 in Rudolfsheim-Fünfhaus klima- und zukunftsfit.
Das 1865 errichtete Gebäude in der Zwölfergasse 21 besteht aus einem straßenseitigen Haupttrakt und einem Seitentrakt. Im Rahmen einer umfassenden geförderten Sanierung wurde es nun neu gestaltet und fit für die Zukunft gemacht. Mehr Barrierefreiheit und Energieeffizienz bei gleichzeitigem Schutz des historischen Stadtbilds sind Qualitäten, die allen Bewohnern zu Gute kommen. “Zukunftsweisende und herausragende Projekte wie hier in der Zwölfergasse bringen neue Lösungen. Das fast 160 Jahre alte Haus wurde zeitgemäß und rücksichtsvoll saniert, ein nachhaltiges und innovatives Energiesystem macht das Gründerzeithaus klima- und zukunftsfit. Für die Bewohnerinnen und Bewohner bringt das mehr Lebensqualität”, so Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál.
“Hier wurde alten Mauern die Chance gegeben, sich zu beweisen. Rudolfsheim-Fünfhaus verfügt über einen guten Altbaubestand, der Innovation im Bereich behutsamer klima- und zukunftsfitter Sanierung wie bei der Zwölfergasse zulässt. Ich freue mich in Zukunft auf mehr Projekte dieser Art”, so der Bezirksvorsteher von Rudolfsheim-Fünfhaus Dietmar Baurecht.
Raus aus dem Gas
Bisher wurde das Gebäude in der Zwölfergasse mit Erdgas beheizt. Ab sofort wird es mittels Wärmepumpe inklusive Photovoltaik-Unterstützung beheizt und gekühlt. Die Grundlage des Systems bildet der Energiegewinn aus Erdwärmesonden. Das Sondenfeld besteht aus sieben Sonden. Dafür konnten vier Sonden im Innenhof des Gebäudes gesetzt werden. Um eine 100-prozentige Geothermieversorgung sicherzustellen, wurden zusätzlich drei Sonden am Straßenrand vor dem Gebäude eingeplant. Sie werden nun errichtet. Diese Möglichkeit, für die Energieversorgung eines privaten Wohnhauses das öffentliche Gut zu nutzen, ist neu im Wiener Stadtgebiet. Um das Erdreich im Bereich der Sonden zu regenerieren – also wieder zu erwärmen –, ist außerdem eine Solarthermie-Anlage am Dach Teil des Energie-Konzepts.
“Viele Menschen können sich noch gar nicht vorstellen, wie die Energiewende überhaupt funktionieren soll. Genau deshalb ist es essenziell, immer wieder zu zeigen, dass es sehr wohl möglich ist. Das Gründerzeithaus in der Zwölfergasse wurde 1865 errichtet und wird jetzt, fast 160 Jahre später, klimafit gemacht – und das gleich mit dem vollen Package: Es wird nun dank Erdwärmeversorgung komplett gasfrei beheizt und gekühlt und verfügt darüber hinaus über eine PV-Anlage. Dieses Haus ist eines von insgesamt 100 Beispielen, die wir bis 2025 sammeln wollen, um die vielen unterschiedlichen Möglichkeiten, aus fossilen Brennstoffen auszusteigen, zu demonstrieren”, so Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky.
Neues Leben für historisches Haus
Ein Hofgebäude wurde zur Gänze abgebrochen, um zu entsiegeln und zu begrünen. Auf dem Seitentrakt entstand ein Flachdach, das nun eine attraktive Freifläche bietet.
Neben der Heizungsumstellung war Barrierefreiheit ein weiteres Schwerpunktthema bei der Sanierung. Der neu errichtete Lift wurde so ausgeführt, dass Menschen mit besonderen Bedürfnissen auch im Seitentrakt problemlos zu ihren Wohnungen kommen.
Weiters konnte mit umfassenden thermischen Maßnahmen der Heizwärmebedarf um rund 65 Prozent reduziert werden. Inklusive des neuen Dachgeschoßausbaus befinden sich im Gebäude nun 15 moderne Wohnungen, von denen mehr als zwei Drittel Freiflächen wie Balkone, Loggien oder Terrassen haben. Zahlreiche weitere Maßnahmen wie zum Beispiel der Einbau von Schallschutzfenstern in Richtung des Bahnhofsgeländes runden die Sanierung ab.
Geförderte Sanierung für mehr Lebensqualität
Der Baustart für das Projekt erfolgte im Herbst 2021, die Fertigstellung im Frühjahr 2023. Für die Planung zeichnet Trimmel Wall Architekten ZT GmbH verantwortlich. “Das Pilotprojekt zeigt, wie der vollständige Umstieg eines typischen Gründerzeitzeithauses von Gas auf Erdwärme gelingen kann. Mit viel Einsatz und Durchhaltevermögen ist es gelungen aufzuzeigen, dass auch aus einem kleinen, unscheinbaren Gründerzeithaus ein Vorzeigeprojekt zum Thema „Raus aus Gas“ werden kann“, so Architekt Günther Trimmel und Architektin Isabella Wall.
Die Stadt Wien investiert bereits seit Jahrzehnten in die Wohnhaussanierung, die vom wohnfonds_wien und seinen fachkundigen Mitarbeitern begleitet wird. Mit der Sanierungsoffensive “Wir SAN Wien” wird die Stadterneuerung zukunftsfit. Die Förderung der Sockelsanierung hat im Speziellen zum Ziel, alte Wohnhäuser zu neuem Glanz zu bringen. Dabei werden sowohl die alte Bausubstanz als auch bestehende Wohnungen modernisiert und zugleich neuer, zeitgemäßer Wohnraum geschaffen.
Mit der Sanierungsoffensive werden Grätzl aufgewertet und Wien für die nächsten Jahrzehnte zukunftsfit und klimafit gemacht. Die Hauskunft als kostenlose Sanierungsberatung unterstützt alle, die Häuser sanieren wollen – etwa auch zu den Themen Heizungstausch und erneuerbare Energien. Im Jahr 2022 gab es rund 3.500 Beratungen. “Allein im ersten Halbjahr 2023 wurden rund 1.400 Beratungen durchgeführt”, zeigt sich Nicole Büchl, Leiterin der Servicestelle “Hauskunft”, zufrieden.
Über die Servicehotline 01/402 84 00 können sich Bürger zu den verschiedenen Angeboten der Hauskunft anmelden. www.hauskunft-wien.at